Kreisdiagramme (auch Kuchen- oder Tortendiagramme oder in engl. Pie Charts genannt) erfreuen sich großer Beliebtheit in vielen Unternehmen. Leider werden sie oft sehr unbedacht eingesetzt.

Wenn Kreisdiagramme missverständlich verwendet werden, kann das sehr leicht zu einer gravierenden Verzerrung der Wahrheit führen. 

Damit Dir das nicht passiert, erfährst Du in diesem Artikel alles, was Du Wissen musst um Kreisdiagramme richtig anwenden zu können.

Dieser Artikel umfasst folgende Themen:

1. Was sind Kreisdiagramme eigentlich?

2. Wann kannst Du Kreisdiagramme verwenden?

3. Wann darfst Du Kreisdiagramme NICHT verwenden?

4. Die “schwachsinnigste” Gestaltungsvariante überhaupt: 3D-Kreisdiagramme

5. Formatierungstipps für gute Kreisdiagramme

1. Was sind Kreisdiagramme eigentlich? 

Kreisdiagramme gibt es in verschiedensten Ausführungen.

Kreisdiagramme Versionen

Ein Kreisdiagramm zerlegt einen Kreis in einzelne Segmente, die Summe aller Segmente ergibt 100%. Jedes Segment bildet einen Teilwert ab und der Kreis ist somit die Summe aller Teilwerte.

Sehr oft werden Kreisdiagramme für die Darstellung von Verteilungen und Anteilen vom Ganzen verwendet. 

Das folgende Diagramm zeigt die einzelnen Sportarten nach ihrer Beliebtheit als Prozentsatz vom Ganzen. Die Summe muss immer 100% ergeben.

   

Kreisdiagramm

Durch die Kreisform können wir sehr leicht die Aufteilung der einzelnen Segmente visuell erfassen. Die visuelle Erfassung der einzelnen Teile vom Ganzen ist im Kreisdiagramm einfacher als im Säulen- oder Balkendiagramm.

Bei einem Balken- oder Säulendiagramm ist zudem nicht so einfach ersichtlich, dass es sich hier um Anteile vom Gesamten handelt. Siehe dazu nachfolgendes Diagramm.

   

Säulendiagramm

2. Wann kannst Du Kreisdiagramme verwenden?

Kreisdiagramme erzählen grundsätzlich die Geschichte, wie sich eine Kategorie aus ihren einzelnen Teilen zusammensetzt.

Du kannst die Entscheidung, ob Du ein Kreisdiagramm verwenden sollst oder nicht, an der Geschichte festmachen, die Du mit deinen Daten erzählen möchtest. Kreisdiagramme eignen sich sehr gut für folgende zwei Arten von Geschichten:

1. Du willst vermitteln, dass alle Anteile in etwa ähnlich groß sind

Die Geschichte von dem nachfolgenden Diagramm ist jene, dass der Anteil von den verschiedenen Frageformen ziemlich gleich ist. Alle Frageformen kommen in etwa zum gleich großen Anteil vor, es gibt keine Frageform die dominiert, das ist die Aussage und die Geschichte hinter diesem Diagramm. Für diese Art der Geschichte ist das Kreisdiagramm gut geeignet, weil die exakte Größe der einzelnen Teile nicht relevant ist.

Kreisdiagramm_2

Wenn wir aber die genauen Werte bzw. das Ranking vermitteln wollen, also welche Frageform kommt am häufigsten, welche am zweithäufigsten usw. vor, dann müssen wir auf einen anderen Diagrammtyp zurückgreifen, welcher viel besser dafür geeignet ist. Für diese Zwecke sind Säulen- und Balkendiagramme die bessere Alternative zum Kreisdiagramm.

Balkendiagramm

Es kommt also auf die Geschichte an, sie bestimmt, welcher Diagrammtyp am besten geeignet ist. 

Merke: Zuerst die Geschichte, dann das Diagramm – eine Grundregel von Storytelling mit Daten und gilt generell für die Auswahl aller Diagrammtypen!

Aber nun zur zweiten Geschichte, wo Kreisdiagramme, für die Vermittlung der Erkenntnisse aus einer Analyse, ebenfalls gut geeignet sind.

 2. Du willst vermitteln, dass es einen klaren Dominator gibt

Im nachfolgenden Beispiel geht es um den prozentuellen Anteil der Supportanfragen pro Monat. Der Juni sticht hier mit beinahe 3/4 aller Anfragen vom gesamten Jahr hervor. Die Prozentanteile der übrigen, kleinen Kreissegmente sind in diesem Fall nicht wichtig. Deshalb sollten wir für diese kleinen Teile auf die Datenbeschriftungen verzichten, denn sie würden das Diagramm nur unübersichtlich machen, ohne einen Mehrwert an Information zu liefern.

Wir wollen mit diesem Diagramm nur zeigen, dass der Juni bei den Support Anfragen absoluter Spitzenreiter war und genau das erzählt uns dieses Diagramm.

Kreisdiagramm

Soviel zu den zwei Einsatzmöglichkeiten von Kreisdiagrammen. Ein zusätzliches Kriterium, was  für oder gegen den Einsatz spricht ist folgendes:

Ein Kreisdiagramm sollte maximal 5 Einzelteile aufweisen

Je mehr Einzelteile (Kategorien) ein Kreisdiagramm aufweist, desto schwieriger wird es für den Betrachter den Sachverhalt  aus dem Diagramm visuell zu erfassen. Im Idealfall gibt es 2 oder 3 Kategorien. In diesem Fall ist es sehr einfach und effektiv entweder die Geschichte über die ähnlich große Verteilung oder über den klaren Dominator zu vermitteln.

Kreisdiagramm

Solange Kreisdiagramme nicht über mehr als 2 bis maximal 5 Kategorien verfügen, erzählen diese eine klare Geschichte. 

Es gibt jedoch eine Ausnahme, wie das Beispiel mit den Support Anfragen oben zeigt. In diesem Fall haben wir 12 Kategorien. Aber der größte Anteil geht ganz klar an eine einzige Kategorie, somit stören die restlichen 11 Kategorien, welche einen verhältnismäßig kleinen Platz im Diagramm einnehmen, nicht weiter.

Also, bei der Geschichte mit dem klaren Dominator dürfen es auch mehr als 5 Kategorien sein.

3. Wann darfst Du Kreisdiagramme NICHT verwenden?

Die Geschichte über den Dominator und über die ähnlich großen Einzelteile sind zwei sehr gute Anhaltspunkte, die für die Verwendung eines Kreisdiagramms sprechen. In allen anderen Fällen ist das Kreisdiagramm nicht die beste Wahl.

Nachfolgend drei Fälle, in denen Du Kreisdiagramme nicht verwenden solltest:

1. Wenn die Reihenfolge (Rangordnung) und die Details wichtig sind

Nehmen wir als Beispiel die Anzahl von Marktteilnehmer. Kreisdiagramme können bis zu 5 Wettbewerber noch sehr gut darstellen, bei mehr wird es aber sehr unübersichtlich. Man versucht dann oft die sogenannten “übrigen Wettbewerber” in eine Kategorie “Sonstige” zusammenzufassen, was legitim ist, aber zu Lasten der Genauigkeit geht. Wenn dann das Interesse beim Publikum genau auf diesen kleinen Anteil (“Sonstige”) liegt, dann hast Du mit dem Kreisdiagramm ein Problem.

Die Lösung für dieses Problem liefert ein Balkendiagramm.

Hinweis: Wenn Du Dir unsicher bist, ob ein Kreisdiagramm für die Darstellung deiner Daten geeignet ist oder nicht, dann wähle im Zweifelsfall das Balkendiagramm. In den meisten Fällen ist dieser Diagrammtyp dem Kreisdiagramm vorzuziehen.

Kreis versus Balken

Ein wesentlicher Vorteil eines Balkendiagramms gegenüber einem Kreisdiagramm ist, dass die Datenbeschriftung (Legende) direkt beim Balken steht. Beim Kreisdiagramm muss das Publikum die jeweilige Farbe des Kreisauschnitts mit der Legende vergleichen um feststellen zu können, um welchen Wettbewerber es sich handelt. Das ist viel zu großer kognitiver Aufwand.

Ein weiterer Vorteil des Balkendiagramms liegt darin, dass Du weniger Farben verwenden musst, da die Zuordnung durch die Anordnung erfolgt. Somit hast Du die Möglichkeit, wie im obigen Beispiel, mit einer zweiten Farbe die Aufmerksamkeit des Publikums auf die eigene Firma zu lenken. 

2. Wenn die Entwicklung über die Zeit dargestellt werden soll

Kreisdiagramme sind ungeeignet wenn es darum geht die zeitliche Entwicklung von Daten darzustellen. In so einem Fall ist das Balken- oder Säulendiagramm die bessere Wahl.

Zeitlicher Verlauf

Die unterschiedlichen Längen der Balken lassen sich beim Vergleich der Jahre viel einfacher vergleichen als die Flächen beim Kreisdiagramm.

3. Wenn es mehr als 5 Einzelteile (Kategorien) gibt

Wie bereits erwähnt, wenn es mehr als 5 Kategorien gibt, dann ist ein Säulen- oder Balkendiagramm die bessere Wahl.

Ausnahme: die Geschichte über den klaren Dominator, dann beachte aber, dass Du eine Datenbeschriftung nur beim Anteil des Dominators vornimmst, nicht bei den übrigen (kleinen) Anteilen.

zu viele Kategorien
4. Die “schwachsinnigste” Gestaltungsvariante überhaupt: 3D-Kreisdiagramme

Verwende NIEMALS 3D-Kreisdiagramme!

Die dreidimensionale Darstellung hat ein riesiges Problem zur Folge. Es stellt nämlich die Objekte im Vordergrund größer dar als die Objekte im Hintergrund, obwohl die Werte vielleicht gleich groß sind. Das gilt im speziellen für Kreisdiagramme.

Lass uns dazu einen kleinen Test machen. Welches Teilstück ist Deiner Meinung nach größer, 1 oder 2?

3D Frage

Und nachfolgend die Auflösung:

3D Lösung

Hättest Du gedacht, dass Nummer 2 größer ist als Nummer 1?

Je mehr das Diagramm angewinkelt wird, desto größer wird die Verzerrung. Und wenn Du das Diagramm, so wie hier, zusätzlich “explosiv” darstellst, wird es noch schlimmer.

Deshalb, verzichte auf 3D-Diagramme, insbesondere auf 3D-Kreisdiagramme!

5. Formatierungstipps für gute Kreisdiagramme

Unser Publikum sollte sich so wenig wie möglich anstrengen müssen, um die Informationen eines Diagramms visuell verarbeiten zu können. 

Tipp 1: Entferne die Legende

Im nachfolgenden, linken Beispiel, ist die Legende unten angeführt. Das verlangsamt die Aufnahme der Informationen extrem, da der Betrachter zwischen Diagramm und Legende mit seinem Blick abgleichen muss um zu verstehen was wohin gehört.

Lass die Legende weg und füge die Bezeichnungen direkt bei der Datenbeschriftung hinzu (rechtes Diagramm). Das ist in Excel eine ganz einfache Übung. Falls die Bezeichnungen zu lang sind und keinen Platz in den einzelnen Teilen des Kreises haben, verzichte auf das Kreisdiagramm und verwende ein Balkendiagramm.

Legende_weg

Tipp 2: Datenbeschriftungen dezent einsetzen

Wenn Deine Geschichte über einen klaren Dominator handelt, dann verzichte auf unnötige Datenbeschriftung. In diesem Fall geht es nur um jenen Anteil, der mit Abstand den größten Platz einnimmt. Für diesen Teil macht die Datenbeschriftung Sinn, aber nicht für die übrigen.

Datenbeschriftung

Tipp 3: So wenig wie möglich unterschiedliche Farben

Wenn Deine Geschichte über einen klaren Dominator handelt, dann kann es durchaus sein, dass es noch viele weitere, kleine Teile im Diagramm gibt. 

Um zu vermeiden, dass jedes einzelne Teilstück eine eigene Farbe hat, ist es besser aus ein bis max. vier Farben zu wählen und aus diesen Farben dann die verschiedenen Farbtöne zu verwenden, um eine Unterscheidung herzustellen. Nachfolgende Grafik verwendet nur 3 verschiedene Farbkategorien, die Unterscheidung erfolgt mit den unterschiedlichen Farbtönen aus diesen Farbkategorien.

Farbkategorien

Tipp 4: Vermittle die zentrale Botschaft in der Überschrift

Es ist sehr hilfreich für das Publikum, wenn Du die zentrale Aussage Deiner Geschichte als Text in der Überschrift zusammenfasst.

Titel

FAZIT

Sehr oft werden Kreisdiagramme für die Darstellung von Verteilungen und Anteilen vom Ganzen verwendet.

Mach die Entscheidung, ob Du ein Kreisdiagramm verwendest oder nicht, von der Geschichte abhängig, welche Du mit deinen Daten erzählen möchtest.

Kreisdiagramme eignen sich sehr gut für zwei Arten von Geschichten: 

1. Die Geschichte über eine gleichmäßige Aufteilung (max. 5 Kategorien)

2. Die Geschichte über einen klaren Dominator (mehr als 5 Kategorien möglich)

Wenn Deine Daten eine von diesen beiden Geschichten erzählen, dann kannst Du ein Kreisdiagramm verwenden. Wenn Du dir nicht sicher bist, dann wähle im Zweifelsfall das Säulen- oder Balkendiagramm. Diese Diagrammtypen lösen die Aufgabe, Daten und Informationen zu visualisieren in der Regel besser oder zumindest gleich gut wie Kreisdiagramme.

Verwende kein Kreisdiagramm wenn:

  • Die Rangordnung und die Details dazu gezeigt werden sollen
  • Die Entwicklung über die Zeit dargestellt werden soll
  • Bei mehr als 5 Kategorien (Ausnahme, Dominator-Geschichte)

Das Publikum sollte sich so wenig wie möglich anstrengen müssen um die wesentlichen Informationen aus einem Diagramm visuell verarbeiten zu können.

Um das zu unterstützen, solltest Du folgende Tipps berücksichtigen:

1. Entferne die Legende beim Kreisdiagramm und beschrifte direkt

2. Beschrifte nur jene Daten, welche für die Vermittlung der Geschichte wichtig sind

3. Verwende so wenig wie möglich unterschiedliche Farben, stattdessen nutze aus einer Farbkategorie die verschiedenen Farbtöne

4. Nutze einen beschreibenden Titel um die zentrale Botschaft der Visualisierung zu vermitteln

Zum Abschluss noch der ultimative Merksatz:

VERWENDE NIEMALS 3D-KREISDIAGRAMME! 

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